Im Kreis gedacht für die Zukunft

Bei dem Cradle to Cradle Designprinzip werden neue Produktionsformen entwickelt, die keinen Abfall produzieren. Dabei werden unsere Ressourcen geschont, indem sie mehrfach verwendet werden – ohne dass dabei die Qualität der Rohstoffe verloren geht. Wie genau das funktioniert, wird in unserem neuen Beitrag von Albin Kälin, CEO der epeaswitzerland GmbH, erklärt.


Albin Kälin ist CEO der epeaswitzerland GmbH. Schon in der Schule hat der ehemalige Geschäftsführer der Rohner Textil AG gelernt, Dinge nicht einfach hinzunehmen. Besonders dann nicht, wenn sie keinen Sinn ergeben. Dass Albin Kälin heute neue Produktionsformen entwickelt, die keinen Abfall produzieren, ist daher nur konsequent. Seine Fähigkeit, seine Begeisterung für das Thema zu teilen, haben dem Unternehmen und auch ihm selbst eine ganze Reihe von Auszeichnungen eingebracht. Zehn davon allein im Jahr 2022. In erster Linie geht es ihm darum, dem alten System neue Wege aufzuzeigen. Wege, die eine lebenswerte Zukunft bereiten und Verantwortung übernehmen. 

Herr Kälin, was treibt Sie an, sich so für das Thema Kreislaufwirtschaft einzusetzen?

Es geht um die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen. Das beschäftigt mich jeden Tag – schon seit 30 Jahren. Ich versuche ihr gerecht zu werden, was sich als endloser Marathon erweist. Denn lineares Denken ist tief in unseren Systemen verwurzelt: Man produziert etwas und wirft es irgendwann weg. Die bei der Herstellung verwendeten Werkstoffe gehen so auf Deponien verloren. Oder sie stehen aus anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Dieses System schafft Probleme in vielfacher Hinsicht. Denn Rohstoffe sind nicht unbegrenzt vorhanden. Einige von ihnen verursachen zudem schwere gesundheitliche Schäden. Deshalb brauchen wir einen anderen Weg. Einen Weg, der es ermöglicht, wertvolle Ressourcen mehrfach zu verwenden. Das Cradle to Cradle Designprinzip ist dafür der wissenschaftliche Leitfaden. Ein Paradigmenwandel, der ein radikal anderes Denken erfordert.

Was sind die grössten Herausforderungen?

Im Gegensatz zum konventionellen Recycling bleibt die Qualität der Rohstoffe über mehrere Produktlebenszyklen erhalten. Es kommen zudem ausschliesslich „als sicher bewertete Chemikalien“ zum Einsatz. Das bedeutet: Alles ist Nährstoff. Eben darin liegt eine der grossen Herausforderungen. Denn man muss die richtigen Materialien zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort einsetzen. Sonst geht die Qualität der Rohstoffe verloren. Man muss also seine Produkte anders gestalten und anders produzieren. Das bringt zusätzlichen Aufwand bei der Umsetzung mit sich. Um solch einen Prozess zu starten, braucht man als Unternehmen Rückgrat. Das verlangt ein anderes Denken, dass man erst erlernen muss.

Artikel Kreislauf der Zukunft (2)

Albin Kälin, CEO der epeaswitzerland GmbH

Was muss sich ändern, damit sich das Cradle to Cradle Designprinzip weiter durchsetzt?

Am 10. Februar 2021 hat das EU Parlament den «new green deal» verabschiedet. Frau Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, hat dies mit dem ersten Schritt des Menschen auf dem Mond verglichen. Es geht um drei Dinge: um Klimaneutralität, um Transformation einer linearen Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft und um schadstofffreie Produkte für Menschen und Umwelt. Das Siegel «Cradle to Cradle Certified®» markiert dabei die «Champions League». Es ist für Firmen und die Industrie nun Gesetz. Nach 25 Jahren Gegenwind haben wir Seitenwind, endlich. Ein gutes Zeichen.

Widersprechen sich das Cradle to Cradle Designprinzip und Luxus?

Eine sehr gute Frage. Nein, ganz und gar nicht. Die Kunst ist es, keine Kompromisse zu machen, auch nicht bei der Ästhetik. Es gibt viele Beispiele von Cradle to Cradle Produkten im Luxus-Segment: Bauwerk-Parkett, Wolford-Luxus-Damenunterwäsche, Circular Clothing-Bekleidung, OceanSafe-Heimtextilien, Mary Rose-Bettwäsche, Möbel Pfister-Vorhänge, USM Haller-Möbel, Lanur Kosmetik und viele mehr.

Was wünschen Sie sich ganz persönlich für die Zukunft?

Ich werde bald zum ersten Mal Grossvater. Somit tritt die nächste Generation in mein Leben. Mein Wunsch ist, dass wir es schaffen, kommenden Generationen ausreichend Materialien in guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Ohne Giftstoffe. Damit sie ihre eigenen Produkte nach ihren eigenen Wertvorstellungen herstellen können. 

 
Ausgezeichnet

Seine Begeisterung für das Thema Cradle to Cradle Designprinzip, haben dem Unternehmen epeaswitzerland GmbH und auch Albin Kälin eine Reihe von Auszeichnungen eingebracht:

2009

  • Gründer und CEO von epeaswitzerland GmbH, akkreditierter Gutachter für die Zertifizierung «Cradle to Cradle Certified™».

2021

  • CEO Today Europe Award 2021

2022

  • M&A Today Global Awards, Global 100 und Lawyers International 100: Best CEO of the Year
  • CEO Today Europe: Manufacturing – Leader of the year
  • Business Worldwide Magazine CEO Awards: Most Innovative CEO in the Worldwide Textile Industry
  • und: Business Leadership and Outstanding Contribution to Sustainable Manufacturing
  • Acquisition Int.: Best Specialist Cradle to Cradle Products & Services Provider
  • CIO Views Magazine and Fortunes Crown: Top 10 Most Inspiring CEO in Business in 2022
  • World Finance Innovation Awards: Textile Industry EPEA Switzerland GmbH